In Zeiten von Fake-News oder Politik-von-oben will die Gemeindeverwaltung in Gomaringen einen neuen Weg beschreiten. Politik und Entscheidungsfindungen sollen transparenter und nachvollziehbarer werden. Beim Bürgerworkshop zu Gomaringen 2040 Ende September sind Meinungen und Zukunftsideen aus der Bevölkerung gefragt. Bürgermeister Steffen Heß stellte an einem Info-Abend diese Form der Bürgerbeteiligung vor.
80 Interessierte aus Gomaringen und Stockach folgten Dienstagabend dem Ruf der Gemeinde in die Kultur und Sporthalle. Unter dem etwas sperrigen Begriff „Gemeindeentwicklungskonzept“, kurz GEK, ging es um nichts Geringeres als die Vision von Gomaringen 2040.

Bürgermeister Steffen Heß fasste sich in seiner Einführung zum Informationsabend äußerst kurz und übergab den Stab schnell an Dipl.-Ing. Göran Schmidt vom Planungsbüro Kölz aus Ludwigsburg. Der Architekt und Stadtplaner kennt Gomaringen gut aus vorangegangenen Projekten. Nun begleitet sein Büro diese Variante der aktiven Bürgerbeteiligung.
In rund 90 Minuten präsentierte er eine Analyse des Ist-Zustandes. Wo steht Gomaringen und welche allgemeinen Entwicklungen sind Stand heute zu erwarten, denen sich die Gemeinde stellen muss. Diese allgemeinen Daten bilden die Arbeitsgrundlage für einen eintägigen Bürgerworkshop am 29.09.2018.

Hauptziel des Abends, die Bürgerschaft dafür zu begeistern sich mit Ihren Ideen und Wünschen, in den Workshop einzubringen. Dabei ist es nicht wichtig über Insiderwissen zu verfügen, gefragt sind vielmehr die Erfahrungen und Meinungen der Bürger und Bürgerinnen, die hier wohnen und Ihren Lebensmittelpunkt haben. Diesen Erfahrungsschatz will die Gemeinde anzapfen und in die Weichenstellung für die Zukunft Gomaringens einfließen lassen.
Die junge Generation glänzte durch Abwesenheit
Dringend erforderlich ist, dass in den Arbeitsgruppen alle Altersgruppen und möglichst viele Interessenslagen vertreten sind. Beim Infoabend jedoch glänzte die junge Generation durch Abwesenheit. Also genau die Zielgruppe, die es angeht. Wenn sich daran nichts ändert, werden die Belange der Generation Z nur unzureichend oder im schlimmsten Fall gar nicht bei Gomaringen 2040 berücksichtigt. Als in England über den Brexit entschieden wurde, blieben die jungen Leute der Abstimmung fern. Das Ergebnis ist bekannt. Auch wenn die Folgen im Fall Gomaringens weniger drastisch sind, sollte sich die Jugend Gomaringens genau überlegen, ob sie dies will. Doch auch die Gemeinde ist gefordert kurzfristig Mittel und Wege zu finden, die jungen Erwachsenen für dieses Thema zu gewinnen.

Drei der vier Themenbereiche, die durch die Bevölkerung am Workshop bearbeitet werden, betreffen direkt die Interessen und das Lebensumfeld der jungen Leute. Wer kann besser mitreden bei Freizeit- und Sportangeboten, Öffentlicher Nahverkehr und Radwegenetz oder Ökologie und Umwelt? Beim vierten Themenkomplex Wohnen und Gewerbe fehlt möglicherweise der direkte Bezug.
Doch auch die älteren Generationen hielten sich am Ende der Veranstaltung noch auffallend zurück. Lediglich 3 Personen schrieben sich direkt in die ausliegenden Teilnehmerlisten ein. Die meisten nahmen nur einen der vielen Anmeldezettel mit. Stellt sich die Frage worüber erst lange nachgedacht werden muss. Es geht nur um einen Samstag, den man in die Zukunft seines Heimatortes investiert.
GEK Gomaringen 2040 lebt von der Beteiligung der Bürger
An den Vortrag von Dipl.-Ing. Schmidt schloss eine Fragerunde an, die jedoch kurz ausfiel. Ein Grund sicherlich die detaillierten Ausführungen und Darstellung des genauen Ablaufs. Angemerkt wurde zum einen, auch die Interessen der Personen mit Handicap zu berücksichtigen oder, ob ein Tag für ein so komplexes Projekt ausreichend sei. Ebenso äußerte ein Zuhörer seine Befürchtung, dass dies möglicherweise nur eine Alibi-Veranstaltung sei, um der Bevölkerung das Gefühl der Mitsprache zu geben. Bürgermeister Steffen Heß hatte dies in seiner Einführung zu Beginn schon kurz angerissen. Die Ergebnisse werden Leitlinie für die nächsten Jahre sein. Denn auch die Mitglieder des Gemeinderats werden am 20. Oktober einen solchen Workshop abhalten.

Die Erkenntnisse beider Zukunfts-Workshops werden anschließend zusammengeführt. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind für den Bürgermeister und den Gemeinderat in ihren Entscheidungen jedoch nicht bindend. Werden aber einen gewichtigen Einfluss darauf haben. Schließlich müssen bei Planung und Durchführung aller Maßnahmen immer die komplexen verwaltungsrechtlichen und finanzpolitischen Aspekte berücksichtigt werden.
Unter den Tisch kehren werden sich die Ergebnisse aus dem Bürger-Workshop wohl nicht lassen, dazu sind zu viele Personen an der Entstehung beteiligt. Vorausgesetzt es melden sich ausreichend interessierte und engagierte Teilnehmer aus den Reihen der Bürger. Und so schloss Bürgermeister Heß mit seinem Dank an das Publikum und der Aufforderung „Ned nur bruddle, sondern schwäddse!“
Interessierte können das Anmeldeformular hier als PDF downloaden. Einfach auf das Formular klicken.

Die komplette Präsentation, die im Rahmen des Informationsabend vorgestellt wurde, kann hier angesehen werden.